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Das Beijing Projekt - Kapitel 1.2 Entscheidung: Kette

Eine atemberaubend schöne Kette.

Lim war sie gestern durch Zufall aufgefallen, wie sie da, warum auch immer, auf einem der Tische im goldenen Drachen lag. Derjenige, der das getan hatte musste ein ziemlicher Idiot sein, denn niemand sonst, eingeschlossen sich selbst, würde jemals so etwas wertvolles auf einen Tisch legen. Denn davon, dass sie wertvoll sein musste, daran bestand für Lim keinen Zweifel. Was aber gleichzeitig auch bedeutete, dass jemand sie inzwischen vermisste. Doch das war Lim gerade so ziemlich egal. Den für ihn bedeutete die Kette Geld für mindestens einen Monat. Jedenfalls dann, wenn er es schaffte sie an den richtigen zu verkaufen.

Sowas gehörte nicht einfach irgendjemanden, der Mittelschicht. Also war es höchstwahrscheinlich, dass der Typ bei dem Lim den Ring aus Tasche genommen hatte, ebenfalls die Gelegenheit ergriffen als sie sich bot. Was jetzt keine Überraschung darstellte, denn die Art der Leute, die sich im goldenen Drachen aufhielten, waren weder vertrauenserweckend noch gesetzestreu. Und das wusste auch jeder. Und wenn sich durch Zufall mal doch die Polizei in den goldenen Drachen verirrte, waren das entweder Idioten oder Mitglieder einer der Banden. Es gab sehr viele in Beijing, doch nur drei große, auf die es ankam. Und leider hatte Lim mit allen drei Ärger. Die Erste nannte sich, »Söhne des Drachen«. Sie kontrollierten den Schwarzmarkt und Opiumhandel. Zudem hatte Lim seit kurzem den Verdacht, dass sein Vermieter, zu ihnen gehörte. Was wiederum ziemlich übel war, denn er schuldete ihm noch oder besser wieder, Geld. Zudem waren »die Söhne des Drachen« immer schnell dabei die Dinge nicht mit Worten, sondern mit Taten zu regeln. Taten, die Lim schon mehr als einmal ein blaues Auge oder schlimmeres einbrachten. Geduld war etwas, was man bei diesen Leuten nicht fand. Prügel dafür umso häufiger. Die zweite Bande waren die »Kinder des Phönix«. Der Name klang erst einmal nicht besonders furchterregend, doch vor ihnen sollte man mindestens genauso auf der Hut sein, wie bei den »Söhnen des Drachen«. Denn die »Kinder des Phönix«, bestand vor allem aus hochrangigen Kampfkünstlern. Geduld mochte sich wohl etwas eher bei ihnen finden, jedenfalls war es das, was sie von sich behaupteten. Was Lim ihnen jedoch zugestehen musste war, dass sie wenigstens nicht gleich sofort drauf los schlugen, sondern sich immerhin auch anhörte, was man zu sagen hatte. Ob es einem half, war noch einmal eine andere Sache. Vorsichtig sein musste man auf alle Fälle, denn sie kontrollierten so ziemlich jede Kampfsportschule hier. Das Lim vor ein paar Tagen beim Betrügen bei einem Kartenspiel aufgeflogen war, machte das alles nicht leichter. Und die dritte Bande waren schließlich die »Meister der Künste«. Was ein absolut lächerlicher Name war, die Bezeichnung »Meister der Raufbolde« hätte deutlich besser gepasst, fand Lim. Denn das war eigentlich das, was sie waren. Einfach nur irgendwelche Hohlköpfe die wussten, wie man Leute am besten zusammenschlug und einschüchterte.
 »Hey, Lim!«, hörte dieser plötzlich jemanden rufen. »Das ist ja ein Zufall, dass ich dich sehe! Hast du kurz Zeit? Wir beide haben einiges zu besprechen.«
 Lim schluckte und ließ den Ring schnell wieder in die Hosentasche gleiten. Wer ihm da jetzt gegenüberstand und aufgesetzt höflich ansah, war derjenige, mit dem er letzte Nacht Geschäfte gemacht hatte. Was besser für ihn selbst gelaufen war, als für den anderen. Und so wie der jetzt aussah, war er alles nur nicht glücklich.

Was also sollte Lim tun?

 

Weglaufen! Mit etwas Schnelligkeit und Geschick ist es bestimmt möglich in der Menge unterzutauchen.

 

Ihn ignorieren und tun als ob er ihn nicht bemerkt hätte.

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